Ein kleiner Lichtstrahl der Hoffnung erhellt auf der Eurobike 2019 schüchtern die Dunkelheit: auf der Eurobike 2017 waren Speedpedelecs nur in homöopathischen Dosen zu sehen, 2018 schien die Fahrzeuggattung fast ausgestorben zu sein, gemessen daran war die Eurobike 2019 fast schon ein Revival des Speedpedelecs.
Nur 5000 Stück wurden 2018 verkauft, kein Wunder, bei dem knappen Angebot. Doch auch in der Bikeindustrie scheint sich so langsam herum zu sprechen, dass der eBike-Boom zu Lasten der Biobikes geht und sich unterm Strich kein neuer Kunde in welchen Sattel auch immer schwingt. Vielleicht – und darin liegt meine Hoffnung – überkam so manchen die Erleuchtung, dass es Nutzer geben könnte, die mit einem Zweirad Alltagsfahrten machen würden, an die sie bisher noch nicht gedacht hätten und sich ein entsprechendes Gefährt zulegen täten. Viel Konjunktiv, und doch …….. wer diesen Blog liest, kann die eine oder andere Idee gerne kopieren.
So standen 2019 wieder Speedpedelecs auf den den Ständen. Einige stolz im Lichte der Scheinwerfer, andere im Dunklen, ja manchmal geradezu versteckt oder gar mit irreführenden Bezeichnungen getarnt. Die Aufgabe war, sie alle zu finden………
Hier , hier und hier hatte ich über neue Modell schon von den Eurobike Urban Media Days berichtet. Es freute mich, die Modelle von Riese und Müller, Flyer und MTB Cycletech wieder prominent auf den Ständen und der Demo Area zu sehen:
Neu im Speedbusiness ist die Firma Sachs, inzwischen offiziell ZF SACHS MICRO MOBILITY GmbH. Ein neuer Motor mit beeindruckenden Leistungsdaten verspricht flottes Vorankommen:
Das schon im letzten Jahr angekündigte ABS sicheres Abbremsen:
Im Gegensatz zu Bosch sitzt der Sensor direkt an der Bremsscheibe und sowohl Vorder- als auch Hinterrad werden geregelt:
Noch ist es ein Prototyp, was in Serie kommen wird, wird mir Sachs auf Anfrage hoffentlich verraten. Nox Cycles hält sich auch bedeckt.
Auch die ZEG lässt sich nicht lumpen. Bei Kettler und Bulls wurden spannende Bikes vorgestellt, wenn auch nicht so wirklich prominent. Bei Kettler versuchte man es mit der Tarnung „graues Bike vor grauem Hintergrund“:
Interessant die Lösung mit den 2 Akkus, die beide im Unterrohr Platz finden und insgesamt 1250 Wh Kapazität bieten. Damit sollten die 100km Reichweite bei voller Unterstützung möglich werden.
Das zweite Modell, welches sie versteckt hatten, war das schon vorher angekündigte Velossi Speed mit Pinion und Neodrives Nabenmotor. Leider auch nur in erfrischendem Steingrau vor aschgrauer Wand zu sehen, dafür eine sehr elegante Trapezrahmenversion.
Bulls versuchte das Versteckspiel zwar nicht mit Tarnfarben, versuchte es dafür mit einer irreführenden Beschreibung auf dem Begleittext an der Wand:
ABS am Vorderrad macht dieses Bike zusätzlich spannend:
Und dann wollte mir der Mund gar nicht mehr zuklappen: auch HP Velotechnik bietet seine Dreiräder seit langem als Speedpedelecs an. Neuheit 2019 ist der elektrische Blinker. Mehrere Jahre Kampf mit den Zulassungsbehörden gingen dem voraus. Das nenne ich mal Behördenschlaf: 70 Jahre nach Auto und Motorrad werden Blinker am Speedpedelec genehmigt.
Stromer hält ja seit Jahren die Fahne für Speedpedelecs oben. Endlich können sie auch Farbe:
Und Federung. So mancher mag Weicheier rufen, stylisch und funktionell ist es gelungen.
Und zu guter Letzt ein bisschen Stil im Speedpedelecmarkt: das Elektra Speed, eine Sonderausführung für den Stand bei Gates. Bitte so liefern 🙂 :
Insgesamt habe ich mehr Vielfalt angetroffen als erwartet. Wer ein Speedpedelec für seine Zwecke sucht, wird 2020 sicher fündig. Jetzt muss sich irgendwann der Gesetzgeber rühren, um die Speedpedelecs zu einer sicheren Alternative zum Auto zu machen und dazu beitragen zu lassen, die selbst gesetzten Ziele zur CO2- Reduktion im Verkehr zu erreichen. Zum Beispiel: generell Tempo 40 in der Stadt oder Erhöhung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 55 km/h und Nutzung auf Radwegen unter Festlegung eines Tempolimits zu erlauben. Öffnung der Forst- und Wirtschaftswege wie für 25er ( die ja bergab auch viel mehr als 25km/h fahren können ). Erabeitet wurden diese Vorschläge auch im Bundesverband Elektromobilität, kurz BEM.
Auf den Artikel hab ich gewartet – danke! Tatsächlich so einiges recht Spannendes dabei, finde ich auch. Und dass sich der „Gesetzgeber irgendwann rührt“ kann man fast nicht mehr glauben, wäre aber mehr als wünschenswert – und zwar genau nach den oben genannten Forderungen!
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Danke
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Danke für den Bericht und die Bilder – spannende Entwicklungen 🙂
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Oje, das sind ja alles rechte Schwergewichte. NIchts auch nur annaehernd an den 20 kg.
Wo bleiben die Rennraeder mit Motor? Agil und langstreckentauglich?
Ich pendele mit solchen S-Peds (Haibike Xduro Race) 60 km am Tag und sogar auf Radreisen mit Gepaeck gibts keine Probleme.
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