Gemäß der mit bekannten Regeln eine ungesponsorte Werbung: Neuzuwachs bei see feel drive: das AddBike. Zum ersten Mal gesehen hatte ich es auf der letztjährigen Eurobike. Es war tatsächlich Liebe auf den 3. Blick. Auf den 3.? Ja, es sah 1. optisch gut aus. Das Konzept, jedes Bike innerhalb von 5 Minuten zum vollwertigen Cargobike zu machen, überzeugte 2. bei der Vorführung. Ins Herz geschlossen habe ich es 3. aber bei der Probefahrt auf dem Messegelände.
Hinzu kommt, dass den unwahrscheinlich netten Jungs und Mädels aus Lyon der Enthusiasmus für ihre Entwicklung ins Gesicht geschrieben stand. Jetzt zu Saisonbeginn reichte eine kurze eMail und 3 Tage später stand das Addbike bei see feel drive.
So funktioniert es generell:
Und so wird ein Bike zum Lastentransport daraus:
Als Fahrzeug nehme ich mein gutes altes R&M Delite. Der Umbau braucht etwa 3 Minuten. Das Gesamtpaket überzeugt auch optisch und das Beste: ich habe damit ein komfortables Cargo-Fully.
Aufmerksame Beobachter werden feststellen, dass es sich hier um ein Speedpedelec handelt. Sind also verschärfte Bedingungen für die ersten Ausfahrten mit dem AddBike. Aus rechtlichen Gründen ist es in Europa natürlich verboten, ein S-Pedelec zu verwenden. So gilt das alte Brainiacs- Motto: don´t do it, we do it for you!
Die Herren Riese und Müller haben erzählt, sie hätten ihr Packster 40 um einen Bierkasten herum gebaut. In Lyon sind sie wohl auf die gleiche Idee gekommen.
Und da 35kg Last mitgenommen werden kann, passt auch noch der Kasten Wasser dazu. Für den Familieneinkauf oder eine Party im kleinen Kreis ist das genau das Richtige. Und wenn es heftig regnet, bleiben die Müsliriegel und Chips in der Box aus LKW- Plane trocken.
Es gibt auch eine Family- Version des AddBikes mit einem Kindersitz. Auch hier ist die maximale Zuladung auf 35kg begrenzt. Reicht für ein Kind bis 1,2m, und die Apfel- und Karottenschnitze plus Dip werden noch dazu passen. Oder, falls die Großeltern mal mit auf Tour gehen, ein paar Süßigkeiten und ´ne Cola.
Montage geht schnell: Vorderrad ausbauen, Gabel in die Schnellspannachse des AddBikes legen, zuziehen und dann die Gabel mit einer großen Schraube mit „Handrad“ festklemmen. Es ist für alle Achsen bis 10mm Durchmesser geeignet, eine Version für größere Steckachsen ist noch in der Entwicklung. Es ist mit zwei hydraulischen Scheibenbremsen ausgerüstet, der Bremshebel wird zusätzlich mit 2 Inbusschrauben am Lenker montiert. Der originale, jetzt nutzlose Hebel muss dabei etwas zur Seite geschoben werden. Viele eBike- Hersteller wie z.B. R&M verwenden die gleichen Bremsen ( Tektro Auriga ), so wirkt es wie aus einem Guß.
Und wie fährt sich ein AddBike – Gespann? Das AddBike ist mit Neigetechnik ausgerüstet, in der Motorradgespannszene nennt man so etwas einen Schwenker, diesen Begriff finde ich dafür griffig. Auf dem ersten oder dem folgenden Bildern kann man sich ein Bild davon machen:

Kurvenfahrten erfordern daher etwas Umdenken: mit dem Lenker aktiv in die Kurve einlenken, gleichzeitig nach Innen legen, und dann – das ist ganz wichtig – mit dem Lenker aktiv aus der Kurve wieder heraus lenken. Das alles funktioniert mit leichtem Zug und Druck am Lenker. Immer schön dorthin schauen, wo man hin will und man folgt mit dem Addbike brav dem Blick. Dabei nicht – und ich meine wirklich NICHT – auf die Box schauen. Die bleibt nämlich immer senkrecht und das irritiert Anfänger ganz gewaltig.
Die Neigetechnik verhindert durch die Schwerpunktverlagerung ins Kurveninnere zuverlässig, dass man wie bei normalen Lastendreirädern Gefahr läuft, über das kurvenäußere Rad zu stürzen. Dafür muss man beim Anhalten die Füße runter nehmen oder man hat die Lacher auf seiner Seite.
Eine dreiradspezifische Unart hat das AddBike natürlich auch. Da man auf 3 Fahrspuren unterwegs ist, hat man 1 Rad mehr, welches Unebenheiten hinterherläuft und dadurch Unruhe ins Gefährt bringt. Somit muss man auch aktiv geradeaus fahren. Beladen wird das Gefährt dabei etwas sturer im Geradeauslauf und auch der Luftdruck hat großen Einfluß. Je niedriger, desto unempfindlicher gegen Bodenunebenheiten. Muss jeder für sich etwas experimentieren. Ich habe die Federgabel nicht geblockt, auch das trägt dazu bei, den Geradeauslauf und die Kurvenfahrten zu optimieren. Besonders auf dem in Wiesbaden allgegenwärtigen Kopfsteinpflaster.
Nach ein paar Kilometern hatte ich mich an die Fahreigenschaften gewöhnt und musste wie zuvor auf der Eurobike feststellen, dass das AddBike sehr gelungen ist. Die städtischen Königsdisziplinen „Schrittgeschwindigkeit kurz vorm Umfallen“ und „flink zwischen Pfosten hindurchfahren“ habe ich in kurzer Zeit genauso gut beherrscht wie die 50 km/h – Abfahrt vom Wiesbadener Hausberg, dem Neroberg. Die beiden hydraulischen Scheibenbremsen sind angenehm bissig und bringen die Fuhre sicher zum Stehen. Bergauf passt auch der „alte“ Bosch Classic mit seinen nur 50 Nm. Ich würde hier also auch meine Empfehlung für Stuttgart und Wuppertal aussprechen.
In Holland gelten Lastenräder als Fahrzeuge gut situierter Vorstädter, da diese sich Unterstellmöglichkeiten leisten können oder überhaupt zur Verfügung haben ( Garagen sind in den Städten extrem teuer ). Es ist in unseren Städten nicht anders. Auf dem Radverkehrsforum in Wiesbaden wurde von einigen Teilnehmern erwähnt, dass fehlender Platz das größte Hindernis für den Erwerb eines Lastenrades sei. Eine Hausgemeinschaft berichtete sogar, dass sie überlegten, gemeinsam eine Erdgeschoßwohnung als gesicherten Abstellplatz für Lastenräder zu mieten.
Ein AddBike mit kleinem „Abstellmass“ ist also etwas für Leute, die:
- besonders in der Stadt nicht alles mit dem Auto transportieren wollen
- in einer Wohnung ohne große Fahrzeugstellplätze leben
- ein gutes, geliebtes, vielleicht schon sehr hochwertiges Fahrrad ihr Eigen nennen
- sich kein weiteres teures Fahrzeug anschaffen wollen.
- Oder einfach nur die Pakete aller Nachbarn aus dem DHL-Depot mitbringen möchten und das gerne farblich abgestimmt:
Wer jetzt dem AddBike zu Hause den roten Teppich ausrollen möchte, den laden wir herzlich ein, bei see feel drive eine Probefahrt zu machen. Bring dazu Euer eigenes Rad mit, so bekommt Ihr die besten Eindrücke. Wir freuen uns darauf!
Ein Gedanke zu “Bike zu Cargo: das AddBike bei see feel drive. Erster Fahrbericht.”