Im kalten Herbst im Pfälzer Wald – man muss es schon sehr wollen

Ein paar Tage frei, aber die Wetter-App korrigierte die Temperaturen jeden Tag um ein paar Grad nach unten, je näher diese rückten. Und Xavier sollte auch noch kommen und Regen mitbringen. Nur im Südwesten sollte das Wetter einigermaßen gut bleiben. Als fernes Ziel hatte ich Freiburg gewählt, der Weg sollte durch den Pfälzer Wald und die Nordvogesen gehen. Xavier jedoch machte mir einen Strich durch die Rechnung. Kaum am Rhein angekommen, blies mir ein starker Wind entgegen.

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Durch den Gegenwind schmolz die Reichweite nur so dahin, es war landschaftlich auch nicht schön genug, um langsam zu fahren. War das schon der Klimawandel?

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85 Kilometer später hatte ich genug Ohrensausen vom Wind, ich wollte nur noch Obdach finden. Im Klosterhof in Fischbach gab es ein Bett, das beste hausgemachte Griebenschmalz der Welt und ein phantastisches Steak aus eigener Metzgerei. Es war der  Pfälzer Himmel auf Erden.

Zum ekligen Wind kamen am nächsten Tag noch ein paar Schauer hinzu. Das motorisierte Zweiradvolk trifft sich für gewöhnlich bei Jannis am Johanneskreuz, heute waren sie eher unterrepräsentiert. Angst vor Xavier?

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Der Pfälzer Wald gilt als eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands. Leider tragen sowohl die Radwegebeschilderung als auch die Routenplanung mit dem Radroutenplaner Rheinland-Pfalz diesem Umstand Rechnung, beides führte ab und zu ins Nichts.

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Mich mit diesem Nichts abfinden, habe ich denn auch gleich mitsamt Bike den vorderen Winscherkopf erklommen. Über den Wegweiser dorthin bin ich regelrecht gestolpert. Trotz Nyon hatte ich nur eine vage Vorstellung, wo ich war.

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Pfitscherjoch reloaded. Wann lernen die bei Bosch endlich mal, dass sich die Pedale bei der Schiebehilfe nicht mitdrehen sollten.

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Und wenn ich dann schon mal am Meckern bin: auch diese Kuhle ist nicht schön, Windelgefühl durch Sitzpolster garantiert.

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Und wann zum Teufel gibt es endlich Schutzbleche, die diesen Namen verdienen:

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So, Luft holen, genug gemeckert: obwohl es sich so langsam einregnete und immer kühler wurde: es war wunderschön. Ich hatte den ganzen Pfälzer Wald für mich alleine. Bis auf dieses Kerlchen hier. Ich weiß im Nachhinein immer noch nicht, ob das mutig oder verfressen war.

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Irgendwann hat auch der schönste Weg ein Ende, im wahrsten Sinne des Wortes. Zumal „MEIN TAL“ versperrt war. Zeit eine Unterkunft zu finden.

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Der Forellenhof bei Familie Arendth in Fischbach bei Dahn ist mein Geheimtipp. Frau Arenth ließ mich gerne hinein, auch wenn ich einige Pfützen im Flur hinterliess.

Nach einer ruhigen Nacht und ausgiebigem Frühstück rollte ich nach Frankreich hinein. Direkt hinter der Grenze fiel mir dieses wunderbare Schild direkt ins Auge:

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Ja ja, die Franzosen also. Bei uns könnte man dieses Schild alle 100 Meter aufstellen. Ob sich die Franzosen daran halten, konnte ich nicht testen. Auf 10 km kam kein einziges Auto. Ich musste im Paradies gelandet sein. Sogar das Wetter wurde relativ gesehen besser, so dass ich mein neuestes Spielzeug ausprobieren konnte. Die Burg Fleckenstein sollte das geeignete Objekt dazu sein.

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Welches Spielzeug ist es? Nachdem ich mich entschieden habe, welchen dieser Wege ich denn nehmen solle….

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…. kam ich an dieses schöne Fleckchen Erde:

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Mit Selfie 🙂 .

Nach Freiburg kam ich nicht mehr, doch Wissembourg war mehr als ein Ersatz dafür. Elsaß at it´s best.

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Habe ich schon erwähnt, dass ich meine lange Hose vergessen hatte? Als ich in Wissembourg ankam, rissen die Wolken auf und die Sonne wärmte meine kalten Glieder. Ich wollte von dort nicht mehr weg. Doch der Regen kam wie das Amen in der Kirche. Die letzten Kilometer führten mich die Weinstraße entlang zum Bahnhof Landau am Ende des Regenbogens.

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Es war eine tolle Tour. Mir macht Kälte nichts aus, schließlich fahre ich den Winter durch. Aber Regen und Wind stehen nicht oben auf meiner Favoritenliste. Umso mehr musste ich es wirklich wollen, den Pfälzer Wald zu durchqueren. Ich wurde mit toller Landschaft und dem Gefühl, als sei ich in den Weiten Kanadas belohnt. Das Abenteuer liegt vor der Haustür. Fahrt einfach mal los……….


4 Gedanken zu “Im kalten Herbst im Pfälzer Wald – man muss es schon sehr wollen

  1. Tolles Spielzeug, ganz tolle Schiebehilfe und ganz ganz tolles Wetter, das Nyon scheint ebefalls eine gaaanz tolle Hilfe zu sein. Ich finde es immer bemerkenswert, wenn man beim Radfahren auch noch Fotos machen kann – danke dass du deine Erfahrungen mit Wegen und Unterkünften teilst. Weiter so und allzeit gute Fahrt!

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  2. Das Nyon ist eigentlich ganz ok. Das Ursprungsproblem ist, dass kleine Wege bei den Kartenanbietern unterschiedlich interpretiert werden. Passiert immer dann, wenn man am PC mit Radroutenplaner o.ä. plant und dann die Route ins Bosch-Portal importiert. Und es hängt natürlich von der Qualität der Daten für Radwege ab. Lücken im Weg werden dann von Bosch direkt geschlossen, d.h. die bekannten Wegpunkte mit einem kürzest möglichen Weg verbunden. Der ist halt nicht immer fahrbar. Hessen, NRW und BW setzen in ihrem Radroutenplaner viele Wegpunkte und die Qualität der „Radwegedaten“ ist Spitze. RLP ist eher schlecht mit wenigen Wegpunkten und Bayern hat seine offiziellen Radwege erst gar nicht digitalisiert. Und 3 x darfst Du raten, in welchem Bundesland Du öfter in der Pampa stehst………
    Um unterwegs Fotos machen zu können, habe mir eine Nikon Coolpix W100 Funcamera zugelegt. Wasserdicht, Tauchfest, Stoßfest. Habe ich immer griffbereit in der Seitentasche meiner Cargohose.

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  3. Hallo Martin,

    toller Bericht. Wo Du den Winterbetrieb erwähnst:

    Mit welchen Reifen fährst Du an Deinem S-Ped im Winter?

    Mein neues S-Ped hat breite Schlappen 60-584 und der erste Winter steht vor der Tür. Z.Z. sind Rock Razor drauf. Was die für den Winter taugen, wird sich zeigen. Mein altes schmal bereiftes S-Ped bekam immer die Marathon Winter 37-622. Damit fuhr man wie auf Schienen, aber letztlich auch höchst unkomfortabel, da ich auch im Winter zu 99% auf Asphalt unterwegs bin.

    Beste Grüße

    Marcus

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    1. Hallo Marcus,

      vielen Dank. Ich werde unsere alten 26″ – Delites wieder mit den Schwalbe Winter 47-559 und Schutzblechen zu Winterbikes machen.
      Denn für 27,5″ Plus habe ich noch keinen gescheiten Winterreifen gesehen. Da hatte ich auch schon Nobby Nic oder den Rock Razor im Auge, aber ich fahre im Winter auch viel Asphalt. Conti hat nur 50-584 im Programm.

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